
August Rudolf Welskopf, wurde am 26. August 1902 in Borstel, Kreis Stade, geboren. Er hatte sechs Geschwister. Seine Eltern Rudolf und Emilie stammten aus Ostpreußen und waren ins „Alte Land“ gezogen, um dort als Kleinpächter ihr Leben zu fristen. Später betrieben sie in Buxtehude einen Gemüsehandel.

Nach dem Abschluss der Volksschule arbeitete Rudolf als Knecht bei einem Bauern auf der Geest. Ab 1917 erlernte er den Beruf des Zimmermanns beim Meister Augustin Elstorf. Nach der Gesellenprüfung ging er von 1921 bis 1924 als Zimmerer auf Wanderschaft. Von 1924 bis 1928 arbeitete er als Geselle bei der Firma Prien & Hegemann und wurde 1929 arbeitslos.
Am 29.08.1925 schloss er in Buxtehude seine erste Ehe mit Frl. Alma Olga Bestehorn, geb. am 20.12.1902 in Löderborg, Kreis Calbe a. d. Saale. Mit ihr ließ er sich in Buxtehude nieder. Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor: Anni, geb. 5.12.1925, wohnhaft in Hamburg, und Rudolf, geb. 30.01.1928; gest. 7.04.1995 in Hamburg. Beide haben Nachkommen, die in Hamburg oder in der Nähe Hamburgs leben.
1925 trat er in die SPD ein, verließ diese aber 1930 wieder, um der KPD beizutreten.
1932 und 1933 wurde er mehrmals in „Schutzhaft“ genommen wegen Aktionen gegen SA und NSDAP.
Am 20.8.1934 erneute Verhaftung und 1935 Verurteilung durch das Berliner Kammergericht im „Buxtehuder Hochverratsprozeß“ zu 5 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Polizeiaufsicht.
1935 – 1939 Zuchthaus in Celle, 1939-1940 Gefängnis in Hannover.
1936 Fluchtversuch aus einem Arbeitskommando im Moor bei Zeven, Zusatzstrafe wegen „Meuterei“ bis 1940.

Nach Ablauf dieser Strafe 1940 wurde er als „unverbesserlich“ in das KZ Sachsenhausen eingeliefert. In der Folgezeit arbeitete er im Außenlager Lichterfelde (Berlin). Er hatte dort in seiner Werkstatt ein Radio versteckt und verbreitete die Nachrichten unter den Häftlingen.
Am 27.7.1944 gelang ihm die Flucht aus Lichterfelde. Frläulein Dr. Elisabeth Charlotte Henrich aus Berlin verhalf ihm zur Flucht und versteckt ihn 1944-1945 in ihrer Wohnung in Berlin mit Hilfe u.a. von Pfarrer Harald Poelchau.
Ab 5. Mai 1945 Tätigkeit beim Bezirksamt Charlottenburg als Polizei-Reviervorsteher und Amtsbezirksleiter Charlottenburg-Mitte.
Am 25.01.1946 wurde die Ehe mit Alma vom Landgericht Hamburg geschieden. Das Sorgerecht für die Kinder erhielt die Mutter.

Am 11.05.1946 ehelichte er in Berlin Frl. Dr. Elisabeth Charlotte Henrich, geb. 15.09.1901 in München. In dieser Ehe wurde am 24.04.1948 in Berlin ein Sohn geboren und auf den Namen Rudolf getauft.
In den Jahren 1946-1950 im Baustoffhandel tätig; u.a. Geschäftsführer bzw. Prokurist der Baustoff-Ost- GmbH. 1950-1951 beschäftigt im Ministerium für Schwerindustrie der DDR mit dem Aufbau eines Bergungsbetriebes für Schrott u.a. Wertstoffe.

Von 1951-1962 Tätigkeit bei der Reichsbahn-Bau-Union (Leiter der Allgemeinen Verwaltung).
Ruhestand ab 1962.
August Rudolf Welskopf starb am 17.01.1979 in Berlin.
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Seine Frau Liselotte Welskopf-Henrich hat in ihrem Roman „Jan und Jutta“ seine Lebensgeschichte bis 1945 dramatisch geschildert.
In seiner Heimatstadt Buxtehude wird seit seinem 100. Geburtstag im Jahre 2002 darüber diskutiert, ob bzw. in welcher Form sein Andenken als Widerstandskämpfer geehrt werden sollte. Dazu fand ein
„Erinnerungsabend an den Buxtehuder Widerstandskämpfer Rudolf Welskopf“ am 12. November 2002 im „Forum Süd“ in Buxtehude statt. Nachdem Bürgermeister Jürgen Badur (parteilos) vom Oktober 2002 „als Privatperson“ die Anbringung einer Gedenktafel angeregt hatte, beschäftigten sich im Jahre 2005 Kulturausschuss und Verwaltungsausschuss von Buxtehude mehrfach mit diesem Thema. Die Mehrheit von CDU und FDP lehnte zunächst die Anbringung einer Gedenktafel ab. Siehe dazu die Berichte im „Buxtehuder Tageblatt„ (Suchwort „welskopf“ eingeben) und meinen offenen Brief vom 20.02.2005 an den Kulturausschuss. Schließlich hat der Rat der Stadt Buxtehude dennoch im Juli 2005 beschlossen, dass eine Gedenktafel angebracht wird.
Eine Chronik dieser Auseinandersetzung findet sich auf der Website des Netzwerkes der VVN-BdA Kreisvereinigung Stade unter http://www.stade.vvn-bda.de/welskopf.htm : „Kein Gedenken an Rudolf Welskopf? – Der Streit in Buxtehude im Spiegel der Presse“.
Weitere Details auch in: „Der Inka aus Buxtehude“ von Uwe Ruprecht in der Harburger Rundschau (Regionalbeilage im Hamburger Abendblatt) Nr. 183 v. 8. August 2001 und ders., „Ist ein Arbeiter weniger Ehren wert? – Schwieriges Gedenken an einen kommunistischen Widerstandskämpfer“ in: Neues Deutschland v. 1.08.2002 sowie ders. „Kein Widerstand ‚im eigentlichen Sinne'“ im Neuen Deutschland vom 20.4.2005 und Artikel im Hamburger Abendblatt (Ausgabe Harburg) vom 16.04.2005.
In einer Ausstellung des Berliner Steglitz-Museums „Steglitz vor sechs Jahrzehnten – ein Bezirk erinnert sich“ waren u.a. Bilder, Fundstücke und Dokumente über das KZ-Außenlager Lichterfelde zu besichtigen (vom 23.05. bis 23.06.2005). Erinnert wurde auch an Rudolf Welskopf, dem 1944 von dort die Flucht gelang.
Am 26. August 2008 organisierte der Rosa Luxemburg Club Niederelbe ein Gedenken an Rudolf Welskopf. Es wurden Blumen an der Gedenktafel (Stadtarchiv Stavenort, Buxtehude) für den Widerstandskämpfer und seine Gruppe niedergelegt. Am Abend fand in der Gaststätte „Labyrinth“ in Buxtehude unter dem Titel „Erinnerungen an Jan und Jutta“ ein Gesprächsabend mit Dr. Rudolf Welskopf über den Roman und das Leben seiner Eltern statt.
Dr. Rudolf Welskopf