Dietmar Kuegler: Chief Iron Tail

Der Lakota-Häuptling von Buffalo Bill’s Wild West

Die Zeit des „Wilden Westens“ war noch nicht vorbei, da wurde sie bereits zum Unterhaltungselement. In den Wüsten Arizonas kämpften noch immer Armee und Apachen gegeneinander. In den Weiten Wyomings standen sich Rinder- und Schafzüchter mit schussbereiten Waffen gegenüber. In Oklahoma ritten falkenäugige US Marshals auf der Fährte der letzten Banditen der Pionierzeit. Aber ab Mitte der 1870er Jahre standen einige Protagonisten der Wildnisregionen auf Theaterbühnen des amerikanischen Ostens und führten einem staunenden Publikum Faustrecht und Abenteuer in den Plains und Rocky Mountains vor. Nur wenige Jahre später eröffnete in Nebraska ein Mann ein Showunternehmen, das binnen kurzem zur Weltsensation werden sollte.

Am 17. Mai 1883 zeigte William Cody in der kleinen Stadt North Platte erstmals „Buffalo Bill’s Wild West“. Er dramatisierte das, was er im Laufe seines Lebens gesehen und erlebt hatte und was sich in der Realität noch immer in den westlichen Gebieten Nordamerikas abspielte, als Showspektakel. Der Erfolg war so überwältigend, dass er sich entschloss, ein umfassendes Programm zu entwerfen, dass alle Elemente der amerikanischen Pionierzeit – die zu jener Zeit noch gar nicht abgeschlossen war – enthielt: Goldrausch, Rindertreiben, Indianerkriege, Landnahme, Postkutschenüberfälle. Er heuerte echte Cowboys an, die ihre reiterlichen Fähigkeiten in der Manege vorführten. Er erwarb eine kleine Bisonherde, und er engagierte Indianer von den Reservationen im Nordwesten, die dem Publikum Teile ihrer Kultur demonstrierten. Nach kleinen Tourneen durch Staaten des amerikanischen Ostens und Südens, ging er mit seiner Show nach Kanada, und schließlich brach er nach Europa auf und trug die Interpretation der amerikanischen Besiedelung in die Alte Welt.

* * *

Cody wurde in den Augen eines globalen Publikums zur Personifizierung der amerikanischen Pionierzeit. Der Sohn einer armen Siedlerfamilie, dessen Vater von einem fanatischen Südstaatler erstochen worden war, weil er sich öffentlich gegen die Sklavenhaltung engagiert hatte, war an allem, was die sogenannte „Frontier“ in Nordamerika ausgemacht hatte, beteiligt gewesen. Er war Frachtwagenlenker auf den Trails in die Wildnis gewesen, Pony Express Reiter, Fleischjäger für Eisenbahnbautrupps, Scout der Armee, „Indianerkämpfer“ – kurz, er war ein Abenteurer aus einer anderen Welt, die dem Amerika der Oststaaten ebenso wie den Menschen in Europa so fern war wie ein anderer Planet.

William Cody gilt im Allgemeinen als der Erfinder der „Wild West Show“ und das Jahr 1883 als die Geburt dieser Darstellung. Das zeigt, wie sehr seine Persönlichkeit die öffentliche Meinung dominierte.

Zirkushistorisch gesehen, stimmte das auch, tatsächlich aber war die Präsentation von Ereignissen der amerikanischen Pionierzeit wesentlich älter. Die Regionen westlich des Missouri, die im 19. Jahrhundert eine enorme Anziehungskraft ausübten, faszinierten das bürgerliche Amerika ebenso wie die Alte Welt bereits zu einer Zeit, als es die die „Grenze“ zwischen Zivilisation und Wildnis noch gab.

Schon vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg erschienen abenteuerliche Geschichten von blutrünstigen Indianern und heldenhaften Trappern und Pionieren, von Goldsuchern und Planwagenzügen. Nach Ende des Krieges setzte sich dieser Trend fort. Elemente wie der Eisenbahnbau und die Rindertrails von Texas nach Kansas kamen ebenso hinzu, wie die Geschichten von Bisonjägern, und natürlich von Straßenräubern und Revolvermännern. Es wurden erste Theaterstücke mit diesen Themen geschrieben.

Im Dezember 1869 erschien die Geschichte „Buffalo Bill, King of Border Men“ aus der Feder eines der eifrigsten Autoren dieser Literatur, Ned Buntline. Dessen richtiger Name lautete Ed Judson, und er war eine höchst zwielichtige Person, der allerdings eine Nase für sensationelle Themen hatte. Er war durch den Westen gereist, um „wahre Helden“ zu finden, die er an ein sensationshungriges Publikum im amerikanischen Osten verkaufen konnte.

Nach mehreren vergeblichen Versuchen, mit Männern wie „Wild Bill“ Hickok und dem bekannten Armeescout Frank North ins Gespräch zu kommen, stieß er auf William Cody, der Buntline nicht ganz ernst nahm, mit ihm ein kurzes Gespräch führte und ihn dann wieder vergaß.

Buntlines Werk über „Buffalo Bill“ wurde ein Sensationserfolg und machte den Mann aus dem Westen mit einem Schlag populär. Als Cody nach langem Zögern endlich in den Osten reiste, um auf Einladung Buntlines öffentlich aufzutreten, wurde er von seiner eigenen Berühmtheit überrascht. Die Eisenbahnstation, auf der er aus dem Zug stieg, wurde von Schaulustigen regelrecht überrannt.

Buntline schrieb 1872 auf der Grundlage seines Buches ein Theaterstück unter dem Titel „The Scouts of the Prairie“ und überredete Cody, mit ihm und „Texas Jack“ Omohundro, einem anderen echten „Westmann“, auf die Bühne zu gehen.

Die Protagonisten mussten nicht viel sagen – allein ihr Erscheinen löste hysterische Massenaufläufe aus.

Sie tourten zwei Jahre lang durch die USA, bis Cody klar wurde, dass Buntline ihn schamlos betrog. Von da an organisierte er seine öffentlichen Auftritte selbst.1877 machte auch Jack Omohundro sich selbständig, und hier und da gab es bereits Freiluftveranstaltungen, in denen Kunstschützen, Lassowerfer und Indianer auftraten. Das alles waren aber eher kleine Unternehmen, die nur regionale Bedeutung hatten. Zweifellos wurde Cody von seinen Erfahrungen auf der Theaterbühne angeregt, die gesamte Pionierzeit darzustellen. Eine Kombination aus Theater, Zirkus und Varieté.

Wer hätte diese Idee glaubwürdiger und spektakulärer vertreten können als er?

Die Männer in der Manege waren echte Cowboys, die auf den endlosen Weiden des Westens gearbeitet und Tausende von knochigen Longhornrindern von Texas bis zu den Bahnstationen in den Ebenen von Kansas getrieben hatten. Die „Deadwood Stage“, die Postkutsche, die während der Show überfallen wurde, war das Original, das tatsächlich auf staubigen Wegen zu den Goldrauschstädten in den Black Hills gefahren war.

Echte Bisons stürmten an den Zuschauern vorbei. Und dann kamen die Indianer: Drahtige, dunkelhäutige Gestalten, die auf dem blanken Rücken ihrer Pferde dahingaloppierten. Majestätisch wehten die großen Federhauben. Ihre gutturalen Schreie ließen die Luft erbeben und jagten dem Publikum Schauer über den Rücken. Einige dieser Männer hattenwirklich noch an blutigen Kämpfen mit den weißen Pionieren und der Armee teilgenommen. Viele von ihnen hatten sogar am Little Bighorn gekämpft, wo sie die 7. US-Kavallerie vernichtet hatten.

Sie waren keine Fantasiegestalten, aber sie kamen aus einer anderen Welt, die von Abenteuer und Romantik verklärt war.

Die Anziehungskraft dieser Vorführungen war unbeschreiblich. Der amerikanische Osten geriet in Aufruhr. In Kanada strömten die Menschen herbei, um den „wahren Wilden Westen“ zu sehen. Und erst in Europa: Ab 1887 tourte Cody mit seiner Show durch die Alte Welt. Acht Tourneen führte Cody bis 1906 durch. Staatsoberhäupter, Könige und sogar der Papst gehörten zu seinem Publikum. Queen Victoria war begeistert von den wilden Männern und Frauen aus dem amerikanischen Westen – während der ersten Englandtour wurden nicht weniger als 2,5 Millionen Eintrittskarten verkauft.

William Cody hatte die Ideen und Visionen, er hatte die Persönlichkeit und das Charisma, das Publikum zu begeistern. Aber er benötigte natürlich Geldgeber, und mit dem Journalisten John Burke aus Arizona hatte er einen genialen Mann für die Öffentlichkeitsarbeit. Plakate, Prospekte, Pressekonferenzen, Sponsoren, Souvenirs – alles, was mithalf, die Show mit den Mitteln der damaligen Zeit zu vermarkten, wurde von Burke geschaffen, der auch völlig neue Promotion-Methoden entwickelte, die zum Vorbild für andere Unternehmen werden sollten. Wer Buffalo Bill’s Wild West untersucht, entdeckt Ursprünge von modernem, bis heute gültigem „Merchandising“, perfekte Medienpromotion, Marketing auf allen Ebenen, Franchising, Markenlizensierung, wobei alle in jener Zeit möglichen Techniken genutzt wurden, bis hin zu frühen Filmaufnahmen.

Erst weltweite Wirtschaftskrisen brachten das Imperium William Codys, zu dem die Show herangewachsen war, ins Wanken. Die teuren Eintrittskarten waren für viele Menschen nicht mehr erschwinglich. Unwetter in den Südstaaten der USA, die viele Pflanzer ruinierten, Krankheiten der Showpferde – wie die berüchtigte „Rotz-Krankheit“ (Malleus), die auf einer Tournee in Frankreich seine Herde vernichtete –, steigende Preise für den Unterhalt der vielen Menschen und Tiere, und nicht zu vergessen der exzentrische Lebensstil Codys wurden zu ernsten Problemen. 1913 war das Unternehmen bankrott.

Bis dahin aber hatte William Cody den Traum von der amerikanischen Pionierzeit in Millionen von Herzen und Köpfen gepflanzt. Die Indianer, die in seiner Show auftraten, hatten der Welt Elemente ihrer Kultur gezeigt und vor allem belegt, dass sie noch existierten, dass sie nicht untergegangen waren.

Bis zum heutigen Tag halten die Völker, die mit Cody arbeiteten, die Erinnerung an ihn in Ehren; denn er erwirkte in zähen Kämpfen mit dem US-Innenministerium Sondergenehmigungen, dass sie ihre Reservationen verlassen durften. Er bezahlte nach damaligen Standards so gut, dass sie ihre Familien daheim versorgen konnten, und er behandelte sie mit Respekt, so dass noch ihre Nachkommen darüber berichteten.

Als Cody starb, trat der Stammesrat der Lakota zusammen und veröffentlichte einen ehrenden Nachruf.

Der Großvater von Ken Woody, dem Chief Ranger des Nationalpark Service am Little Bighorn, war einer dieser Indianer. Ken Woody ist, wie sein Großvater, Mohawk-Indianer. Zwar ritten tatsächlich viele Angehörige von Plains- und Prärievölkern mit „Buffalo Bill’s Wild West“, aber es wurden auch östliche Waldlandindianer engagiert, die mit Plains-Regalia ausgestattet wurden.

Ken Woody berichtete: „Als ich Kind war, fand ich die Ausrüstung meines Großvaters, die er getragen hatte, als er für Buffalo Bill geritten war. Das weckte mein eigenes Interesse an den Plainskulturen. Mein Großvater hatte über diese Zeit nie geredet. Als ich ihn fragte, erzählte er mir von den Tourneen und berichtete, dass diese Zeit zu den besten Erfahrungen seines Lebens gehörte. Cody behandelte die Indianer mit Freundlichkeit, und er hatte einen Angestellten, der sich nur um die indianischen Teilnehmer kümmerte, der dafür sorgte, dass sie mit dem Essen versorgt wurden, das sie sich wünschten, der auf ihre Gesundheit achtete, der die Kontakte zu ihren Familien aufrechterhielt und die Zahlungen an ihre Familien abwickelte.“

Diese Menschen, die bis dahin in ihren abgelegenen Reservationen dem Vergessen anheimgefallen waren, konnten sich der Welt präsentieren, und Europa nahm Anteil. Es wurde ein Interesse am Schicksal der nordamerikanischen Indianer geweckt, das bis heute nicht erloschen ist.

Cody forderte damit die Regierungsbehörden und Indianeragenten heraus, die im ausgehenden 19. Jahrhundert versuchten, die indianischen Kulturen auszumerzen. Sprache, Rituale, Tänze, religiöse Zeremonien – alles, was Ausdruck der eingeborenen Kulturen war, sollte verschwinden. Cody bestärkte die Indianer genau darin, diese Elemente zu erhalten. Er wollte, dass sie in ihrer Sprache redeten, dass sie ihre Tänze zeigten, dass sie über ihre Lebensweise erzählten.

Es gab gar eine regierungsamtliche Ermittlung gegen Cody, weil er die Umerziehung der Indianer behinderte – sie wurde letztlich niedergeschlagen.

Als er am 10. Januar 1917 starb, trat zwei Tage später der Stammesrat der Oglala-Lakota auf Pine Ridge zusammen und schickte dieses Telegramm an Codys Kinder:

„Pine Ridge, South Dakota, 12. Januar 1917

Die Oglala Sioux Indianer von Pine Ridge, South Dakota, die sich zum Rat versammelt haben, drücken im Namen aller Oglalas ihr tiefstes Mitgefühl gegenüber der Ehefrau, den Verwandten und Freunden des verstorbenen William F. Cody für den Verlust aus, den sie erlitten haben. Wir erklären, dass wir Oglala in Buffalo Bill einen warmherzigen und treuen Freund gefunden haben. Unsere Herzen sind schwer vor Trauer wegen seines Dahinscheidens. Uns erleichtert nur der Glaube, dass wir ihn vor Wakan Tanka in den Ewigen Jagdgründen wiedersehen werden.

Chief Jack Red Cloud.“

Wenn die Indianer der Buffalo Bill Show in die Manege galoppierten oder in den Städten, in denen sie gastierten, auf den Straßen paradierten, ritt an ihrer Spitze meistens ein Mann, dessen Erscheinung bei den Zuschauern die blanke Ehrfurcht auslöste.

Eine hochgewachsene, kräftige Gestalt mit einem Gesicht, wie kein Schriftsteller es markanter beschreiben konnte. Er war der fleischgewordene Traum vom edlen Krieger, von allem, was die Vorstellungskraft der Welt beim Gedanken an nordamerikanische Indianer erzeugte.

Sinte Maza, besser bekannt als Iron Tail, war für viele Jahre der unumstrittene Star von „Buffalo Bill’s Wild West“. Er blickte von unzähligen Plakaten. Postkarten mit seinem Portrait waren begehrt. Er repräsentierte den Plainsindianer schlechthin, was letztlich dazu führte, dass über ihn viele übertriebene oder völlig falsche Geschichten im Umlauf waren.

Seine eindrucksvolle Erscheinung korrespondierte mit seinem Charakter und seinem Benehmen. Nicht umsonst sagte William Cody über ihn: „Iron Tail ist ohne jede Einschränkung der beste Mann, den ich kenne.“

* * *

Als Sinte Maza 1842 geboren wurde, waren die Oglala Lakota noch die uneingeschränkten Herren der Great Plains in Regionen, die später Nebraska, South Dakota und Wyoming heißen sollten. Er kam in einem Bisonhaut-Tipi zur Welt. Das Lager seiner Gruppe war in Bewegung. Die Krieger folgten einer Bisonherde. Seine Mutter sah von einem Hügel aus zu, wie die Männer die Herde jagten. Die Schwänze der Bisons standen hoch wie metallene Stangen, als sie in Stampede davonstürmten. Das gab ihr den Gedanken, ihren Sohn „Iron Tail“ zu nennen.

Er wuchs mit den Werten und den Lehren eines indianischen Jungen jener Zeit heran. Aber als er das Alter erreichte, auf den Kriegspfad ziehen zu können, hatte seine Gruppe bereits Frieden mit dem weißen Mann geschlossen.

Menschen, die ihm später begegneten und ihn nach seiner Jugend befragten, erfuhren, dass er keine bemerkenswerten Kriegstaten vorzuweisen hatte. Tatsächlich wurde er von Reportern häufig mit Chief Iron Hail verwechselt – die Namen klangen ähnlich –, der tatsächlich am Little Bighorn gegen die 7. US-Kavallerie kämpfte. Iron Tail war nicht am Little Bighorn, und seine Familie wurde auch nicht – wie einige andere Berichte es behaupteten – am Wounded Knee getötet.

Ein Zeitgenosse, Major Israel McCreight, schrieb über ihn: „Iron Tail war weder ein Kriegshäuptling, noch ein großer Kämpfer. Er war kein Medizinmann oder Schamane, aber er war ein kluger Ratgeber und Diplomat, stets voller Würde und Ruhe, niemals großsprecherisch. Er redete nicht viel und gab nicht viel auf prunkvolle Kleidung; er glich dem berühmten Häuptling Crazy Horse. Immer hatte er ein Lächeln auf den Lippen und liebte Kinder, Pferde und Freunde.“ (McCreight, The Wigwam: Puffs from the Peace Pipe. 1943.)

Seit den 1890er Jahren ritt Iron Tail mit „Buffalo Bill“ Cody. Er wurde neben Annie Oakley, der legendären Kunstschützin, zur absoluten Attraktion der Show und blieb bei Cody bis 1913, als das Unternehmen aufgelöst werden musste.

Danach wurde er von der „101 Real Wild West“-Show in Ponca City (Oklahoma) angeheuert.

Iron Tail war bereits ein internationaler Star, als er von dem Künstler James Earle Fraser als einer von drei Indianern ausgesucht wurde, für das Portrait auf der Rückseite einer neuen 5-Cents-Münze Modell zu stehen, für den sogenannten „Buffalo Nickel“ (auf der Vorderseite war ein Bison abgebildet).

Wo immer Iron Tail auftrat, beeindruckte er durch seine natürliche Souveränität und Würde. Er stand neben William Cody vor Staatspräsidenten und gekrönten Häuptern in Europa. Cody nahm ihn mit zu Jagdausflügen.

Aber natürlich war es sein markantes Aussehen, dass stark zu seinem Ruhm und seiner Ausnahmestellung beitrug, und es war eine bemerkenswerte Frau, die das öffentliche Bild von Iron Tail prägte. Im April 1898 besuchte die Fotografien Gertrude Käsebier den Auftritt Codys in New York. Zuvor hatte sie schon die Parade der Mitwirkenden auf der 5th Avenue gesehen.

Gertrude Käsebier gehörte zu den ersten in ganz Amerika bekannten Fotografinnen, als dieser Beruf immer noch männlich geprägt war. Sie war im Westen am Rande der Großen Ebenen aufgewachsen, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Indianerdörfern.

Käsebier nahm Kontakt mit William Cody auf und erhielt von ihm die Genehmigung, die Indianer seiner Truppe zu fotografieren. Da sie den Umgang mit Indianern gewöhnt war, hatte sie keine Probleme, von ihnen akzeptiert zu werden. Sie nahm diese Fotos nicht aus geschäftlichen Gründen auf. Ihr ging es nur um Ästhetik. Keines ihrer Fotos erschien jemals im Druck der Werbebroschüren der Show.

Iron Tail wurde ihr Lieblingsmotiv – denn der Lakota erschien zu den Aufnahmen ohne irgendwelche Showkleidung. Er war einfach er selbst, ließ sich aber schließlich überreden, seine Federhaube aufzusetzen. Gertrude Käsebier war begeistert von der Bescheidenheit des Auftretens, weil Iron Tail damit genau das demonstrierte, was sie fotografieren wollte – Natürlichkeit und Ursprünglichkeit. 1901 erschien eines ihrer Iron-Tail-Portraits auf dem Titelblatt des „Everybody’s Magazine“. Er wurde als Vertreter einer neuen Generation Indianer gefeiert, traditionell und zugleich der modernen Zeit zugewandt, stark und stolz.

* * *

Iron Tail war 74 Jahre alt, als er mit der „101 Wild West Show“ im amerikanischen Osten unterwegs war. William Cody trat ebenfalls als Angestellter der Show auf.

Im Mai 1916, als die „101 Ranch“ in Philadelphia (Pennsylvania) gastierte, erkrankte Iron Tail an Lungenentzündung. Er wurde ins St. Lukes Hospital der Stadt eingeliefert. Cody war gezwungen, seinen Freund zurückzulassen, da er einige Tage später in Baltimore auftreten musste. Einer von Codys Freunden, der auch mit Iron Tail befreundete Colonel McCreight in DuBois (Pennsylvania) erfuhr von der Erkrankung Iron Tails und telegrafierte an das Krankenhaus, den Chief zu ihm zu transportieren, wo er gepflegt werden sollte.

Das Telegramm erreichte nie sein Ziel. Stattdessen wurde Iron Tail in einen Zug gesetzt, der ihn nach Hause in die Black Hills bringen sollte.

Am Morgen des 28. Mai 1916 fand der Schaffner den alten Häuptling tot in seinem Schlafwagenabteil vor, als der Zug in South Bend (Indiana) hielt. Sein Leichnam wurde weiter in die Pine Ridge Reservation befördert. Hier wurde er am 3. Juni 1915 auf dem Friedhof der Holy Rosary Mission beerdigt.

Als William Cody vom Tod Iron Tails erfuhr, versprach er, für einen Grabstein zu sorgen. Aber dazu kam es nicht mehr – nur sechs Monate später starb auch „Buffalo Bill“ Cody in Denver.

So kam es, dass das Grab von Iron Tail keinen Stein erhielt – und es ist seither nicht mehr auffindbar.

  • Mit freundlicher Genehmigung von Dietmar Kügler.
  • aus Magazin für Amerikanistik – Zeitschrift für amerikanische Geschichte Heft 4 / 2018 und Heft 1 / 2019.
  • Bilder oben aus Heft 1/2019
  • Bild unten rechts: Montage U.R.

Quellen

  • Armstrong, Craven, et al., 200 Years of American Sculpture. 1976.
  • Augherton, Tom, Chief Iron Tail: Buffalo Bill Codys Lakota Ambassador was Immortalized in Nickel. In: True West, December 2014.
  • Barbara L. Michaels, Gertrude Käsebier, The Photographer and Her Photographs. 1992.
  • Delaney, Michelle, Buffalo Bill’s Wild West Warriors: A Photographic History by Gertrude Käsebier. Smithsonian, 2007.
  • Freundlich, A.L.The Sculptures of James Earle Fraser. 2001.
  • McCreight, Major (1943), The Wigwam: Puffs from the Peace Pipe. 1943.
  • Richard Green, I Dream of the Elk: Iron Tail’s Muslin dance shield. In “Whispering Wind”, March–April, 2009
  • Wilson, R. L./Greg Martin, Buffalo Bill’s Wild West: An American Legend. 1998.
  • Woody, Ken, Chief Ranger Little Bighorn Battlefield. Persönliches Gespräch, Juni 2014.
  • Prof. Dr. Ken Tankersley (Cherokee), berichtete über das Verhältnis zwischen William Cody und den Indianern. Er wies mich als erster auf den Stammesratsbeschluss der Oglala-Lakota nach Codys Tod hin. Eine Kopie des Original-Dokuments befindet sich im „Buffalo Bill Museum“ auf Lookout Mountain in Golden, Colorado, neben Codys Grab. Persönl. Gespräch im Juli 2006.
  • Bei mehreren Besuchen auf dem Friedhof der Holy Rosary Mission konnte ich das Grab von Iron Tail trotz intensiver Suche nicht mehr lokalisieren. Es ist auch in den Friedhofspapieren, die ich im „Museum of the Fur Trade“ in Chadron (Nebraska) einsehen konnte, nicht mehr gelistet. Vermutlich wurde es irgendwann eingeebnet, weil keine Angehörigen mehr vorhanden waren.

Liselotte Welskopf-Henrich, die Indianer & Brita Rose-Billert

Brita Rose – Billert schreibt „Indianerromane“. Das Liselotte Welskopf-Henrich dabei Pate stand, ist nicht schwer zu erkennen. Über ihre Erfahrungen beim Schreiben berichtet sie hier.

Brita Rose-Billert & Cheyenne

…zwei starke Frauen, zwei Autorinnen, eine Denkweise…

Zitat: „Meinungen zu haben, für die man nicht auch eintritt, erschien mir immer eine Schande.“

 Liselotte Welskopf – Henrich

Als Liselotte Welskopf – Henrich am 16.06.1979 ihre Reise zu den Ahnen antrat, war ich zwölf und bereits von ihren Geschichten infiziert.

Im Prinzip las und lese ich alles, was mir zwischen die Finger kommt. Ich bin neugierig auf alles, will meinen Wissensdurst stillen und bemerke immer wieder, dass ein Menschenleben nicht dazu ausreicht. Das ist die erste Gemeinsamkeit, die uns verbindet. Auch die als Elisabeth Charlotte Henrich 1901 in München geborene „verschlang“ im Alter von 13 Jahren vornehmlich Karl May und J.F. Cooper. Später (1925 als Dr. der Philosophie) verfestigte sich ihr bereits bestehendes Interesse an den Indianern. In ihrem Text: „Der moderne Mensch und die Abenteuerliteratur“ begründete die Autorin die Notwendigkeit, eine neue Indianerliteratur zu schaffen, denn das Karl May Schema erschien ihr längst überholt. Ihr Anspruch: Die Bekämpfung der tatsachenverfälschten Indianerromantik.

Unsere zweite Gemeinsamkeit: Wir spielten als Kinder „Räuber und Gendarm“ und „Cowboy und Indianer“, und kämpften mit einem solchen Eifer und Gerechtigkeitssinn, dass wir glaubten, alles sei Real.

Als eines ihrer großen Vorbilder nannte L. Welskopf –  Henrich immer wieder den bereits von Goethe geschätzten Amerikanischen Autor James Fenimore Cooper (1789 – 1851), dessen Lederstrumpfwerke das Interesse, besonders in Europa – an den Indianern Nordamerikas weckte.

Sie hingegen hatte mit ihren Werken „Die Söhne der großen Bärin“ und „Das Blut des Adlers“ mein Interesse geweckt. Jahrelang suchte ich immer wieder nach anspruchsvoller Indianerliteratur, die jedoch dünn gesät war. So wandte auch ich mich aller Fachliteratur zu, die ich finden konnte. Je mehr man sich darin verstrickt, je mehr versteht man die Denk- und Handlungsweise, fühlt und denkt man wie sie. Und das ist auch etwas, was ich an meiner Lieblingsautorin und großem Vorbild L. Welskopf – Henrich so sehr schätze. In ihren Romanen sind die „Indianer“ die Helden der Geschichten und sie beleuchtet in ihren Romanen genau diese Dinge, taucht tief in die Psychologie der Indigenen ein, sodass sie nachvollziehbar und verständlich für (fast) jedermann wird.

Psychologie hatte ich in meinem Studium der med. Fachhochschule in Erfurt als allgemeine und spezielle Psychologie des kranken Menschen. Die Fähigkeit tiefer Empathie, ausgeprägter Gerechtigkeitssinn und die wahrscheinlich angeborene Fürsorge für Schwächere waren ihr und mir eigen.

Ich hatte nie vor ein Buch zu schreiben, geschweige denn Bändeweise. Doch irgendwann ging mir der Lesestoff aus. Leider muss ich zugeben, dass mir immer wieder romantische Abenteuerliteratur in die Finger kam, in dem zwar „Indianer“ auch mit Protagonisten waren, aber dennoch im ständigen Algorithmus unwissende Europäer/-innen zu „Indianern“ reisten, diese und ihre völlig fremde Lebens-weise neu entdeckten und sich oft genug in einen „Indianer“ verliebten. Ich möchte das alles nicht verteufeln und es gibt tatsächlich einige gut geschriebene Bücher, die auch realistische und politische Themen im Hintergrund beschreiben.

Doch ich wollte etwas Anderes!

Ich wollte von Menschen wie Stein mit Hörnern lesen, von Joe King und ihrem unermüdlichen und gefährlichen Leben und Überlebenskampf im modernen Amerika des 21. Jahrhunderts. Ich wollte von ihrem Alltag lesen, ihrer Zusammengehörigkeit, ihrem Familienleben, ihren Ritu-alen, die sie vom Gestern ins Heute getragen haben. Ich wollte an ihren Erfolgen und Misserfolgen teilhaben und nicht zuletzt auch an ihren Liebesgeschichten, die das Leben ausmachen.

Die Idee, einen jungen Lakota, einen Rebellen wie Joe King aus L. Welskopf – Henrichs Pentalogie „Das Blut des Adlers“ in unsere Gegenwart zu holen, war geboren.

Die Lebensgeschichte des jungen „Indian Cowboy“ Ryan Black Hawk schrieb sich wie von selbst. Sowohl Joe King als auch Ryan Black Hawk sind außergewöhnlich, sensibel und Kämpfer, mutig und verzweifelt, mit einer ganz eigenen Art von bissigem Humor, Ironie und Sarkasmus. Joe nannte es „seine Maske“, um sich selbst zu schützen. Ryan nennt es „sein Rodeo“, das ständige Auf und Ab des Lebens, in der Gewissheit, immer wieder in den Dreck zu fallen, um immer wieder aufzustehen.

Wer die Romane aufmerksam liest, kann und wird sich selbst darin wiederfinden. Die Worte sind Botschaften an die Leser und Leserinnen, um ihnen Mut zu machen und niemals aufzugeben.

„Jeder Einzelne von uns kämpft für seine Existenz, für sein Leben und Überleben, für seine Träume, egal, wo auf der Welt und auf ganz unterschiedliche Weise.“

Diese Botschaft sende ich mit meinen Romanen heute. Die-se Botschaft senden L. Welskopf – Henrichs Romane und haben damals wie heute Bestand. Leser die sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen dürften an ihren Werken nicht vorbei kommen. Ihre Bücher sind sehr fesselnd geschrieben, vom Anfang bis zum Ende und haben mich tief berührt und geprägt. Sie geben uns Helden, Mut und Zuversicht, etwas, das in unserer Zeit wichtiger denn je ist. L. Welskopf – Henrich gab und ich gebe diesem, vom aussterben bedrohtem Volk, eine Stimme. Die Lakota gaben ihr den Namen Lakota Tashina – Die Schutzdecke der Lakota, nicht ohne Grund.

„Die Söhne der großen Bärin“ wurde 2017 vom Palisander Verlag neu als Hardcover Version herausgegeben.

Bücher verleihen unseren Träumen Flügel, entführen uns in fremde Welten, lassen uns zu den Sternen fliegen und geben uns die Kraft, in der Realität zu bestehen.

Keine Angst. Ich lebe nicht wie Karl May in der Welt meiner Bücher. Ich kann Roman und reale Welt durchaus auseinander halten. Doch auch die reale Welt hat sehr viel Einfluss auf meine Romane. Ja, die Romane enthalten sehr viel Realität.

Meine indigenen Romanhelden leben tatsächlich und kämpfen jeden Tag um ein menschenwürdiges Leben, um Jobs, um ihre Familien, um Dinge, die wir längst als selbstverständlich ansehen. Sie legen Wert darauf, dass alles realistisch dargestellt wird und sie auch nicht nur als „grimmige Krieger“ dargestellt werden. Die „Indianer“ besitzen einen ganz außergewöhnlichen Humor, ggf. albern. Ich habe noch nie so viel gelacht wie mit ihnen. Und sie sind sehr mitfühlende Menschen! Wer noch immer glaubt „Ein Indianer kennt keinen Schmerz.“, der kennt diese Menschen tatsächlich nicht.

Aber nun überzeugen Sie mal einen Verlag, einen solchen außergewöhnlichen Roman zu veröffentlichen.

„Das Buch hat Potenzial, aber literarisch…“

„Indianerbücher! Nein. So etwas liest doch heute niemand mehr…“

„Karl May haben wir schon…“

Mit ähnlichen Schwierigkeiten hatte auch L. Welskopf –  Henrich zu kämpfen. Damals wie Heute hat sich daran nichts geändert. Leider. Ihr Buch „Die Söhne der Großen Bärin“ brauchte etwa 11 Jahre, bevor es endlich publiziert wurde, um danach bereits vier Wochen später ausverkauft zu sein.

„Manche Dinge wird wohl jedes Kind besser begreifen…“, sagte sie selbst einmal.

Doch weder sie noch ich gaben auf!

Seit 2010 wurden vier meiner Romane beim Traumfänger Verlag publiziert, der sich Fachverlag für Indianerliteratur auf die Fahne schrieb, und mit viel Herzblut über die „Indianer“ Nordamerikas arbeitet.

„Maggie Yellow Cloud – Eine Lakotaärztin in Gefahr“ / „Die Farben der Sonne -Die Geschichte der Steinpferde…“ / „Maggie Yellow Cloud – Das verkaufte Herz“ / „Sheloquins Vermächtnis“

Doch mein Ryan Black Hawk verschwand, ohne Lektorat und ohne professionelle Covergestaltung zum Tode verurteilt, in der Schublade eines Möchtegern Verlages. Diesem kündigte ich schließlich. Da ich bereits beruflich Selbstständig war, entschloss ich mich, selbst die Zügel in die Hand zu nehmen. Ich überarbeitete den Roman vollkommen.

Geplant waren 5 Bände in Anlehnung zu L. Welskopf –  Henrichs Werk „Das Blut des Adlers“. Nun sind 6 Bände daraus geworden, die ihre Leserschaft im Insiderbereich der Indianerliteratur gefunden haben und nun bereits auch außerhalb. (Die Vorurteile und Klischees sind gerade hier immens.)

Denn es ist, um hier noch einmal L. Welskopf – Henrich zu zitieren: „…es ist keine Indianer / Abenteuerserie, sondern die Geschichte einer Jugend und Entwicklung unter dramatischen und tragischen Verhältnissen…“

…eine Lebensgeschichte, in dem Familie, Pferde und Liebe die Kraft geben, zu kämpfen. Ein ständiges Auf und Ab, in dem es Tränen gibt und viel gelacht wird.

„Denn Lachen ist unsere einzige Waffe gegen die Resig-nation!“, sagen meine Lakotafreunde dazu.

Oder wie der Chinese im Roman eine Weisheit seines Volkes zum Besten gab: „Das Leben meisterst du entweder lächelnd oder gar nicht.“

Heute arbeite ich in meinem Team „Seitenweise Voraus“ mit meinem Sohn als Coverdesigner und meinem Lektor aus Weimar zusammen, der ein echter Nachfahre Johann Wolfgang von Goethes ist. Dieser wohl, einer der bekann-testen Deutschen „Dichter und Denker“, wäre möglicher-weise begeistert… So schließt sich der Kreis.

Alle bisher erschienen Bände waren, zumindest für einige Wochen, mit (Verlags) Bestseller versehen.

Indian Cowboy – Brita Rose – Billert

Der Steinknabe

Großeltern erzählen Märchen. Ein indianisches Märchen erzählt Untschida, das Großmüttcherchen, den Kindern Mattotaupas in Die Söhne der Großen Bärin. Mehrfach wird die Geschichte im Roman erwähnt. Ähnliches kommt in Das Blut des Adlers vor. Liselotte Welskopf- Henrich hat das Märchen erstmals 1952 in einem separaten Kinderbuch erzählt. Kindergeschichten erfand sie für ihren Sohn Rudolf, der dies in einem Interview erwähnte. Jahre später erst verwendete sie den Stoff wieder, wenn es um die Kinder der Familien , die sie beschrieb, ging.

„In uralter Zeit lebte in Amerika das Indianermädchen Hiladih. Hiladih ist ein schöner Name, er bedeutet ‚reine Quelle‘. Hiladih wohnte mit ihren zehn Brüdern in einem tiefen Wald. Des Morgens früh, wenn die Sonne aufging, badete Hiladih im klaren Bach, und die Drossel sang ein Lied dazu. Auf der Wiese am Bach stand das Mädchen und flocht ihr schwarzes Haar in zwei lange Zöpfe.“

LWH – Der Steinknabe – Seite 6

So beginnt das Märchen in dem schmalen, bunt bebilderten Kinderbuch des Eulenspiegel-Kinderbuchverlages. Eines Tages sind die zehn Brüder des Mädchens verschwunden. Hiladih sucht sie und findet schon ziemlich verzagt einen schönen bunten Kiesel am Bachufer. Diesen nimmt sie mit, drückt ihn an ihr Herz und so wurde aus ihm „Steinknabe“. Steinknabe findet als er älter wird auch die zehn Brüder wieder. Nun stellt der Bursche fest, dass er unverwundbar ist und so wird die Jagd sein ein und alles. 

„Der Wolf konnte ihn nicht beißen. Mato, der Bär, hatte zwar starke Tatzen mit großen Krallen und vermochte einen Mann niederzuschlagen, aber dem Steinknaben konnte er nichts anhaben. Wenn der Büffel Tatanka den Steinknaben auf die Hörner nahm und durch die Luft auf den Boden warf, so lachte der Steinknabe nur und stand wieder auf. Steinknabe wurde immer übermütiger, weil kein Tier ihn besiegen konnte. Er tötete nicht nur die Tiere, deren Fleisch er mit seiner Mutter und seinen Onkeln zum Essen brauchte. Er tötete alle Tiere, die er im Wald und auf den Wiesen fand.“

LWH – Der Steinknabe – Seite 14

Doch die Tiere, die ja nach dem Glauben der Indianer auch eine Seele haben, verbünden sich gegen den unerbittlichen Jäger, der am Ende das wird was er ist: Ein STEINKNABE.

Eine ähnliche Geschichte erzählt Zitkala-Ša in Roter Vogel erzählt. [1] Im Kinderbuch ist die Figur des Steinknaben  negativ besetzt. Eine einsame Frau spricht viele Gebete zum Volk der Wakan (Geheimnis). Sie hatte in ihrer Hütte einen schwarzen Stein zum Messerschärfen und Felle gerben. Eines Tages war der Stein fort. An seiner Stelle lag in Baby auf einem Luchsfell.

Der Junge wurde ein guter Jäger, der schon oft die Mutter von deren vier Brüdern erzählen hörte. Mit fünfzehn Jahren machte sich der Steinknabe auf den Weg um sie zu suchen. Auf dem Weg begegnet er einem Grizzly, einem alten Großvater ohne Beine. Der Steinknabe nimmt die Beine des getöteten Grizzly und bindet sie an die Stümpfe des Großvater, in der Schwitzhütte wird daraus ein Wesen, halb Mensch halb Bär. So entstehen die Braunbären. Der Knabe findet eine Frau, verwandelt einen bösen wakan-Mann in einen Fisch und kehrt mit der Familie wieder zu seiner Mutter zurück. Die vier Brüder hatten gehört, dass der Steinknabe zum Vater einer großen Nation werden würde, dies wollten sie unterstützen. Und so kämpften sie gegen Schwärme von Fliegen und Mücken und besiegten diese. [2] Als das Volk gewachsen und stark war, fanden sie von ihm nur noch einen schwarzen Stein.

Zitkala-Ša (Roter Vogel) die als Gertie Eveline Felker bereits 1876 in einer Reservation geboren wurde, erzählt damit einer der Entstehungsmythen der Sioux-Nation. Den Stoff nahm Welskopf-Henrich in einer für uns märchengerechter und gewöhnter Form auf. Es ist nicht bekannt, ob sie die Geschichten der Dakota Zitkala-Ša kannte, sicher ist, dass sie Geschehnisse, die George Catlin (1796 – 1872) in  Sitten, Gebräuche und Lebensumstände der nordamerikanischen Indianer bereits 1842 beschrieben hatte, verwendete. Da ihre Bibliothek im Zuge der Bombardierungen Berlins am Ende des 2. Weltkrieges vernichtet wurde, ist es nur schwer möglich, auf tatsächlich verwendete Quellen zu schließen. [3] Nicht nur die Texte Catlins aus dem 19, Jahrhundert, auch die heute zugänglichen wie die von Zitkala-Ša zeugen im Nachhinein von der großen Informiertheit der Schriftstellerin über ihr „Nebenfach“. Als Dozentin und dann Professorin für Alte Geschichte, sind ihr aber intensives und zielgerichtetes Quellenstudium geläufig gewesen.

Fabeln handeln meist von Tieren mit menschlichen Eigenschaften, die auch menschlich handeln. Hier könnte von einer Fabel gesprochen werden, denn die Tiere verbünden sich menschlich gegen einen Menschen. Oder von einem Märchen über eine wundersame Begebenheit (die Verwandlung aus/in einen Stein) in mündlicher Überlieferung. Durch die fehlende Schriftsprache der Sioux kommt diesen Überlieferungen eine wirklich hohe Bedeutung zu. Daher sind sie aus einer Beschreibung oder Erzählung zur Kultur eines indigenen Volkes nicht wegzudenken. Angehörige der Uramerikaner begannen erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts, Mythen, Legenden und Märchen aufzuschreiben. Zu diesen zählt John Okute Sica, geboren 1890, den Liselotte Welskopf-Henrich auf einer ihrer ersten Reisen nach Nordamerika kennenlernte und von dem sie ein Manuskript [4] mit derartigen Aufzeichnungen erhielt.

Der alte Lakota schrieb und bestätigte damit das Bild der Autorin, die sich bis dahin zum Beispiel an Catlin orientierte.

„Die Sioux betrachten den Büffel als heiliges Tier. Bei der Jagd beten sie, sie danken dem Großen Geheimnis für die Jagdbeute. Außer dem Blut und dem Mageninhalt wurde nichts weggeworfen. Jede Unze Öl wurde aus den Knochen geschmolzen, und sämtliche Innereien wurden als Nahrung oder für andere Zwecke verwendet. Ein Sioux tötete einen Büffel nur dann, wenn er oder seine Stammesgenossen ihn benötigten.“

Okute Sica: Das Wunder vom Little Bighorn, Seite 189

Die Geschichte vom Steinknaben ist damit auch eine Lehrgeschichte für „Indianerkinder“ wie sie Liselotte Welskopf-Henrich später in Harka – Sohn des Häuptlings beschrieb. Das Kinderbuch entstand bereits 1952. Natürlich verwendete die Autorin diese wieder, später auch in den Bänden der Pentalogie Das Blut des Adlers. Doch sind die Romane der Autorin, die im besten Sinne historische Romane sind, keine Sammlung von Märchen und Legenden. Daher „mussten“ diese eher kurz erwähnt und dann ausgelagert werden.

  • [1] Zitkala-Ša: Roter Vogel erzählt – die Geschichten einer Dakota / Palisander-Verlag Chemnitz 2015 / ISBN: 978-3-938305-70-6
  • [2] Die Insektenschwäre stehen für angreifende Stämme
  • [3] Quelle: Rudolf Welskopf
  • [4] Das Manuskript wurde Jahrzehnte später von Frank Elstner übersetzt. die Rechte dazu erhielt er von den Nachfahren des indianischen Schriftstellers. Okute Sica, John: Das Wunder vom Little Bighorn / Palisander-Verlag / Chemnitz 2009 / ISBN: 978-3-938305-10-2
  • DNB / Eulenspiegel Kinderbuchverlag / Berlin 2011 / ISBN:  978-3-359-02337-1 / 36 Seiten

© UR (29.11.2020)

Harka (Bärensöhne 1)

  • Band 1 Die Söhne der Großen Bärin
  • 272 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag
  • überarbeitete und ergänzte Neuauflage
  • Mit einem Vorwort von Gojko Mitic
  • ISBN: 978-3-957840-22-6

Harka, ein junger Dakota-Indianer, ist der Sohn des angesehenen Kriegshäuptlings der Bärenbande, Mattotaupa. Er ist wagemutig, geschickt und ehrgeizig. Harka kennt kein anderes Ziel, als selbst einmal ein so guter Krieger und Jäger zu werden wie sein Vater. Doch die Zeiten beginnen sich zu ändern: Der weiße Mann dringt auf seiner Suche nach Gold in die Welt der Prärieindianer ein, was auch auf Harkas und Mattotaupas Leben dramatische Auswirkungen hat.

Palisander – Verlag

So kurz und knapp beschreibt der Verlag den Inhalt des ersten Bandes. Der folgende Text gibt den Inhalt und die Geschichte detaillierter wieder, dies ist keine Rezension im üblichen Sinne. Hier geht es um die Details des Romans und die schriftstellerische Arbeit der Liselotte Welskopf-Henrich. [1]

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Die Söhne der Großen Bärin – Erstausgabe

Die Söhne der Großen Bärin – Erstausgabe

Erstausgabe / Die Schwarzen Berge *

Die Verlegerin Luzie Groszer des Altberliner Verlages erkannte 1950/1951 des Potential des Romans der inzwischen fünfzigjährigen Liselotte Welskopf-Henrich. Papier war knapp, daher war es schwer, Verlage zu finden für ein Thema, welches mit dem Aufbau des Sozialismus in der zwei Jahre alten DDR nichts zu tun hatte. Gleichwohl wurde der Roman ein Erfolg.

Elf Jahre später wird mit HARKA die Vorgeschichte erzählt werden und weitere fünf Jahre später erhält Harka – Tokei-ihto ein Gesicht: Mit Gojko Mitic in der Hauptrolle dreht die DEFA ihren ersten (gleichnamigen) Indianerfilm, bis heute ein Erfolg.


Der junge Farmersohn Adam Adamson ist auf der Suche nach Gold, denn die Farm des Vaters hat zunehmend zu kämpfen gegen die großen Grundstücksgesellschaften, die das Land an sich reißen. Adamson begegnet zum einen Red Fox, einem Weißen, der nun von einem alten Indianer den letzten Teil eines Geheimnisses entreißen will: Wo in des Schwarzen Bergen gibt es Gold? Adams sieht auch zum ersten Mal Harka, den Sohn des alten Mattotaupa. Der Alte erkennt in der folgenden Auseinandersetzung, dass The Red, der Rote, Red Fox sein Geheimnis „seiner Väter“ in der Höhle der Großen Bärin doch zum Teil kennt. Den Kampf verliert er, Red Fox stößt ihm sein Messer in die Brust. Der junge Indianer aber ist verschwunden…

Zwei Jahre später überfällt eine Bande von Dakota eine Munitionskolonne. Die Bärenbande wird angeführt von Tokei-itho, der als Junge Harka hieß und den die Weißen Harry nennen, er ist ihr Kriegshäuptling. Die Munitionskolonne soll in das Fort am Niobrara, dem Ort, an dem der alte Mattotaupa ermordet wurde. Mitgefahren ist Cate, die Tochter des Kommandanten Major Smith, die bringt der Dakota nun in das Fort.

Mit einem furiosen Ritt kann sich der Dakota vor den Raureitern und Soldaten retten…

Er folgt später einer Einladung für einen neuen Vertrag, den er aber nicht annimmt und wird in Gefangenschaft genommen. Nach der Schlacht am Little Bighorn (1876) kommt er wieder frei und muss versprechen, dass er sich in die Reservation in den Badlands begibt. Von dort aber wird er seine kleine Stammesgruppe über den Missouri führen. An den Black Hills vorbei ziehend, sieht er zum letzten Mal die von Goldsuchern tödlich verwundete Große Bärin und nimmt deren Junges mit sich. Am Fluss kommt es zu einem letzten Kampf mit Red Fox…

Adam Adamson, der Kath Smith geheiratet hat, wird die Indianer beim erlernen von Landwirtschaft beraten…

Bärensöhne (1951) 1958, 1966

Das Buch, hier die 9. Auflage aus dem Jahr 1958, enthält zwei Anhänge. Die Autorin, im Berufsleben Historikerin, erzählt von einem Treffen zwischen amerikanischen Historikern und Dakotahäuptlingen, fünfzig Jahre nach der Schlacht am Little Bighorn, welches nicht zur gewünschten Versöhnung führt. Anschließend erfahren die Leser in geschichtlichen Bemerkungen über die ersten Einwanderer nach „Amerika“, deren Entwicklung, Leben, und auch deren Unterdrückung. Von Osceola ist die Rede, vom Eisenbahnbau, von den Goldsuchern, den Grenzern, die gemeinhin als Indianerfeinde gelten, „bereit, jeden Roten aus geringstem Anlaß niederzustechen.“ allerdings hat die Autorin in ihrem Roman den Adam Adamson und die Zwillinge Thomas und Theo geschaffen, die diesem, sicherlich durch verbreitetem Klischee nicht entsprechen. sie stellt dem bekannten Daniel Boone den Büffeljäger und Zirkusmann Buffalo Bill gegenüber.

Der Text des Romans und der Bemerkungen folgen dem Geist der Zeit. Nicht, dass sie später keine „Gültigkeit“ mehr gehabt hätten, aber Welskopf-Henrich wurde bestimmten ideologischen Haltungen, Auffassungen und Einflüssen, denen sie als marxistische Historikerin anhing, kritischer. Das ist bei den späteren Auflagen erkennbar, vor allem in den Fortsetzungsromanen der Pentalogie Das Blut des Adlers. Die Rede, die der Kriegshäuptling am Ende der Erstausgabe hält, ist in den mehrbändigen Ausgaben nicht mehr vorhanden. Mit dieser Rede spricht aus dem Mund des Häuptlings die Autorin und Historikerin selbst.

„Tokei-ihto trat im Schmucke der Adlerfedern vor die Seinen. ,,Männer, Frauen, Knaben und Mädchen!“ begann der Häuptling „ Wie die große Bärin die Mutter des Bärenjungen ist, das uns über den Mini-Sose begleitet hat, so sind der alte große Stamm der Dakota und die alte Bärenbande unsere Mutter. Aber das Bärenjunge ist ein neues Leben, und auch wir sind ein neues Geschlecht. Zu uns gehören Söhne und Töchter der Bärenbande und Adams, Kath, Thomas, Theo, Schudegatscha und Tschapa, der Sohn des George. Wir sind rote, weiße und schwarze Männer. Wir wollen unsere Nahrung auf neue Art gewinnen. Adams hat uns gefleckte Büffel eingetauscht. Sie sind ebenso nützlich wie die wilden Büffel, auch wenn sie anders riechen. Sie haben eine Haut, sie haben Fleisch, sie haben Sehnen, sie haben Knochen, das versteht ihr alle. Wir sind besiegt, weil wir die Geheimnisse der weißen Männer nicht kannten. Wir werden sie jetzt lernen. Aber wir werden dabei die Geheimnisse der roten Väter nicht vergessen, und das wird eine Kraft sein, die stärker ist als die Kraft der großen Wölfe unter den Uatschitschun. Wir werden das Land gemeinsam besitzen und gemeinsam darauf Büffel hüten und auch säen und ernten. Kein roter Mann ist je Knecht eines roten Mannes gewesen. Wir werden nicht die Knechte der weißen Männer werden und auch nicht von ihnen lernen, uns untereinander zu Knechten zu machen. Wir sind immer Brüder und Schwestern gewesen, und das werden wir bleiben. Wir haben das ,Große Geheimnis‘ jeden Morgen um Frieden und Nahrung gebeten. Wir wissen jetzt ein Geheimnis, wie wir Frieden und Nahrung gewinnen und verteidigen können. Das wollen wir tun, mit großem Eifer und großem Mut.“

LWH: „Bärensöhne“, 1958, Seite 490

Die oben genannten Anhänge sind aber in der aktuellsten Ausgabe wieder vorhanden. Der Roman ist für einen, der viel später chronologisch das gesamte Werk las, rückblickend etwas gewöhnungsbedürftig. Dass der Anfang später anders gestaltet wurde, folgt der Chronologie, am Ende hat die Autorin einiges um geschrieben.


Erik Lorenz hat uns in seiner Biografie von 2009 die Entstehungsgeschichte der „Bärensöhne“ erzählt. Dass die junge Elisabeth Charlotte bereits mit zehn Jahren indianische Wege betrat, erzählt sie selber in Meine Mutter, die Indianer und ich. Aber Lorenz erzählt weiter, dass sie mit siebzehn Jahren beschloss, diese Geschichte zu schreiben. Für bestimmte Beschreibungen, so hat sie es in Leserbriefen beschrieben, war sie wohl noch zu jung, denn woher wollte sie wissen, wie sich ein betrunkener Indianer verhält? Mehr als zwanzig Jahre später, 1940, war die Geschichte fertig, doch kam sie bei den damaligen Verlagen nicht an. Hinzu kam, dass Elisabeth Charlotte Henrich, dann nicht wollte, dass der Stoff unter den Nationalsozialisten herauskam. Nach 1945 war es ebenfalls nicht leicht, den Erstling an die Verlage zu bekommen. [1] Lorenz veröffentlichte in der Biografie einen Aufsatz der Autorin, der die Schwierigkeiten gut beschreibt.

„Die gesellschaftliche Situation ist zweifellos richtig gesehen und die Erzählung kann eine in unserer Kinderliteratur noch bestehende Lücke ausfüllen. Ihre Bedeutung für die heutige Jugend scheint unklar...

LWH über das Schreiben eines Buches. Aus Lorenz, E. , Chemnitz 2010, Seite 96


Lorenz, Seite 107 [3]

Doch dann trifft sie auf die oben erwähnte Lucie Groszer. dies führt zu Veröffentlichungen in Österreich, Schweden, Dänemark, den Niederlanden und natürlich in den sozialistischen Staaten. 15000 Exemplare, das war die erste Auflage.

In dieser, auch das ist eine später vermiedene Schreibweise, nennt die Autorin den Hunkpapa – Lakota Sitting Bull, statt Tatanka – Yotanka [2], in der später geänderten Fassung des dritten Bandes der dreibändigen Ausgabe ist manches korrigiert wurden. Dies wurde notwendig, wenn durch die Vorgeschichte bestimmte Dinge schon erzählt wurden, also keiner Erklärung mehr bedurften.

Vermutlich wurde die Geschichte der indigenen Völker vor diesem Buch noch niemals so erzählt. In Deutschland war die „Indianerlandschaft“ geprägt von den Büchern eines Karl May, bekannt waren auch die Bücher um Wildtöter und Chingachgook aus den Lederstrumpf-Erzählungen von James Fenimore Cooper.

Die studierte Historikerin schreibt gänzlich anders, aus der Sicht der „Bärensöhne“ und beschreibt die sozioökonomischen Zustände aus materialistischer Sicht. Der Glauben der Indianer wird allerdings mehr als Aberglauben beschrieben und spielt keine große Rolle. Welskopf-Henrich wird erst später genauer mit den Mythen der Lakota durch das Zusammentreffen mit John Okute Sica in Berührung kommen und in späteren Werken detailreich darauf zurück kommen.

Die Erstausgabe hat ihren eigenen Reiz im Licht der nachfolgenden erweiterten Bände. Die der Geschichte innenliegende Spannung lebt nicht nur von solchen Episoden wie dem finalen Kampf zwischen Red Fox und Tokei–ihto oder der beschriebenen (letzten) Büffeljagd der Krieger der Bärenbande. Letztere brachte es sogar in die Lesebücher der fünften Klasse in den DDR-Schulen. Dazwischen wird viel mehr Interessantes, Wissenswertes erzählt.

Romane über die indianischen Völker werden heute, siebzig Jahre nach der Erstausgabe der Bärensöhne, anders geschrieben. Die hervorragend recherchierten und erzählten Romane aus dem Traumfänger-Verlag fußen auf einem entwickelten Kenntnisstand, der Liselotte Welskopf-Henrich noch nicht zur Verfügung stand. Als Beispiel möge hier die Formulierung „Kein roter Mann ist je Knecht eines roten Mannes gewesen.“ Zum Ersten hat es zu unterschiedlichen Zeiten durchaus Sklaven bei den verschiedenen indigenen Völkern gegeben, Kriegsgefangene zum Beispiel.[4] Zum Zweiten würde die Formulierung „roter Mann“ heute nicht mehr verwendet werden, weil diese Bezeichnung in Bezug auf die Hautfarbe auch nicht zutrifft.

Umso mehr ist zu konstatieren, dass Frau Welskopf-Henrich so dicht an den realen Verhältnissen schrieb, die jahrelange Rezeption verfügbarer Quellen von jungen Jahren an ist Grundlage für den Erfolg. Sie ist es später für die folgenden Romane, sowohl für die Vorgeschichte der Bärensöhne, wie auch für die Fortsetzung, Die Pentalogie Das Blut des Adlers.


Historiker sollten öfter Romane schreiben, vor allem, wenn sie es so gestalten wie Liselotte Welskof-Henrich.

  • [1] Lorenz, Erik: Liselotte Welskopf-Henrich und die Indianer – eine Biografie, Palisander Verlag, Chemnitz 2009, ISBN: 978-3-938305-14-0
  • [2] Sitting Bull alias Tatanka-Yotanka: Richtig Tatanke Iyotake = Sitzender Bisonbolle
  • [3] Bilder laut Bildverzeichnis von Rudolf Welskopf
  • [4] https://de.wikipedia.org/wiki/Sklaverei_bei_den_Indianern_Nordamerikas
  • * Bild von RJA1988 auf Pixabay
  • LWH: Die Söhne der Großen Bärin / Altberliner Verlag Lucie Groszer / 9. Auflage Berlin 1958 / 513 S.
  • Rezension auf Litterae-Artesque

© UR – NZ, 20.09.2022